Mai - Interview mit unserer Dekanin Hanna Wirth

Dekanin Hanna Wirth

Interview mit unserer Dekanin Frau Hanna Wirth

Laetizia Musselmann ist im Rahmen ihres Gemeindepraktikums gebeten worden, mit unserer Dekanin ein kurzes Interview zu führen. Frau Wirth hat sich über diese Idee sehr gefreut und war sehr offen für ihre Fragen. Ihre Antworten sind im Folgenden teilweise wörtlich, teilweise zusammenfassend wiedergegeben.

 

Frage: Was bedeutet für Sie der Begriff "Visitation"?

Antwort von Frau Wirth: Für mich ist es weniger das Beurteilen, es ist eher Kennenlernen einer Gemeinde. Ich sehe den Wortsinn: "Visitation" = Besuch. So wie ich Freunde oder eine Einrichtung besuche, nutze ich die Visitation um die Gemeinde kennen zu lernen und ein Bild zu bekommen. Mir ist wichtig zu wissen, worum es in der Gemeinde geht, was diese ausmacht und was typisch ist. Als Beispiel für etwas Typisches in dieser Gemeinde fällt mir der Abend mit den ehrenamtlichen Helfern über 60 ein. Es hat mich beeindruckt wie gut diese vernetzt sind. Auch das Miteinander und wie der Gottesdienst ist macht eine Gemeinde aus. Hier ist mir beispielsweise aufgefallen, wie gut sich alle kennen. Es geht mir also darum mir ein authentisches Bild zu machen.

 

Frage: Wie wichtig ist es Ihnen, regelmäßig eine Visitation zu machen?

Antwort von Frau Wirth: Ich schätze es die Gemeinden besser zu kennen, da dies einen großen Mehrwert darstellt. Normalerweise habe ich hauptsächlich mit den Hauptamtlichen zu tun. Die Visitation bringt einen anderen Blickwinkel und ist auch für Stellenbesetzungen gut. Durch eine Visitation bekomme ich ein Gespür dafür, was die jeweiligen Gemeinden brauchen und was sie ausmacht.

 

Frage: Welchen Eindruck hatten Sie im Allgemeinen von unserer Gemeinde und wie hat er sich durch die Visitation verändert?

Antwort von Frau Wirth: Ich habe eigentlich geglaubt, dass die Gemeinden Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham getrennter sind. Nun habe ich allerdings erkannt, dass viele und auch gute Verbindungen da sind und das sowohl kirchlich als auch kommunal. Man macht etwas miteinander, man bespricht sich und man weiß voneinander. Ich finde es ist auffallend, dass vor allem die Kirchengemeinden viel miteinander machen.

 

Frage: Was nehmen Sie denn aus der Visitation mit?

Antwort von Frau Wirth: Die Vernetzung der Gemeinden ist viel besser als ich es erwartet hatte. Ich staune darüber, dass hier in beiden Kommunen sehr viel und vielfältiges im Punkt "seniorenorientierte Gemeindearbeit" getan wird und dass dies auch durch die Stelle von Diakon Wiesinger begünstigt wird. Man muss versuchen ein breiteres Interessens- und Altersfeld zu bedienen. Das Thema das Senioren betrifft, also dass sie schwächer werden und auf Hilfe angewiesen sind, gibt es in allen Altersgruppen. Meiner Meinung nach ist es wichtig einen allgemeineren Blick auf alle zu haben, die Unterstützung brauchen. Dennoch sollte man mit speziellen Senioren-Themen, also Themen, die vor allem im Seniorenalter auftreten, wie Behinderung oder Demenz, in der gesamten Bürgerschaft arbeiten. Man soll die Leute integrieren mit dem Motto: "Sie gehören zu uns und wie können wir alle unsere Angebote so gestalten, dass sich auch die, die im Rollstuhl sitzen, mit Rollator kommen oder dement sind, die die noch Kinder sind, noch kleine Kinder haben oder in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigt sind, ob psychisch oder körperlich, angesprochen fühlen." Mir ist es wichtig nicht nach Alter, sondern nach Interessen zu gehen. Somit möchte ich nicht nur Zielgruppen orientiert arbeiten, sondern aus den Schienen ausbrechen um allgemeine Angebote zu schaffen. Denn Menschen lassen sich nicht aufteilen und sie sollen sich nicht nur in ihren Gruppen aufhalten. Um das zu gewährleisten, soll man Nachbarschaften beleben, um Jung und Alt zusammenzubringen. Ich finde es sehr schön zu sehen, dass das in dieser Gemeinde schon an der einen oder anderen Stelle passiert, aber dennoch die Wichtigkeit nie vergessen werden darf. Eben genau dieser Punkt ist mir bei dieser Visitation nochmal klar geworden.

 

Frage: Was wollen Sie den Menschen in unserer Gemeinde gerne mitgeben?

 Antwort von Frau Wirth: Mir fällt nichts ein, wo ich sagen würde, da muss man dringend ein Auge darauf werfen. Ich möchte aber alle ermutigen die Neugier auf die Anderen und die Lust auf das Miteinander zu behalten, weil davon alle etwas haben.

 

Frage: Was hat Sie in ihrem Glauben bestärkt und was bestärkt Sie immer wieder?

Antwort von Frau Wirth: Da ich mit dem christlichen Glauben groß geworden bin, war und ist dieser für mich selbstverständlich. Glauben ist nicht einfach. Glauben heißt nicht, dass das Leben leichter ist und es heißt auch nicht, dass man dann ein Bild für die Welt hat. Außerdem glaubt jeder anders. Für mich ist der Glaube die Basis, also ein Grund auf dem ich stehe. Jedes Auf und Ab im Leben bestärkt mich aufs Neue, da ich genau weiß, dass ich von Gottes Gnade und Liebe gehalten werde und er mir auch in der schwierigsten Lage beisteht.

 

Frage: Was sind Ihre Pläne für Ihren Ruhestand?

Antwort von Frau Wirth: Ich möchte weiterhin im Glauben leben, allerdings möchte ich mir erst ein Jahr eine Auszeit nehmen und kein Ehrenamt übernehmen oder ähnliches tun. Ich möchte meiner Familie und meinen Hobbys mehr Aufmerksamkeit schenken und erstmal reinkommen und die freie Zeit genießen. Die Fortsetzung der Arbeit will ich nicht. Ich habe gearbeitet und das ist gut. Ich weiß nicht wie lange ich leben darf, deshalb will ich meinen Ruhestand einfach genießen.

 

Das Interview führte: Laetizia Musselmann