Die Geschichte der evangelischen Kirche in Südbayern reicht bis in die Zeit der Reformation zurück. Auch wenn viele es heute nicht mehr wissen, gab es Mitte des 16. Jahrhunderts – also vor rund 450 Jahren – doch in vielen Gebieten Altbayerns erste evangelische Gemeinden.
Die bayerischen Herzöge hatten den neuen Glauben zwar verboten und unter strenge Strafen gestellt. Trotzdem traten immer wieder evangelische Prediger auf. Sie machten das Volk mit den Gedanken Martin Luthers bekannt. An vielen Orten feierte man das Abendmahl "unter beiderlei Gestalt", also mit Brot und Wein. Der Zwang zur persönlichen Beichte ("Ohrenbeichte") wurde abgelehnt. Die Menschen sangen deutsche Kirchenlieder ("Choräle") und weigerten sich, weiter die lateinischen Gottesdienste zu besuchen.
Auch hier bei uns bekannten sich Gemeinden und Pfarrer ganz offen zur Augsburger Konfession. In Götting, Kirchdorf, Vagen und anderen Orten im Mangfalltal strömten die Leute von weit her zu den evangelischen Gottesdiensten zusammen. Der Herzog ließ sich das nicht lange gefallen. Schon bald wurden die Wortführer, unter ihnen etliche Pfarrer, verhaftet. Man sperrte sie ein oder jagte sie aus dem Land. Nach 1570 traf dann die sogenannte Gegenreformation die Evangelischen in Bayern mit voller Wucht. 15 Jahre später waren alle Spuren der Reformation aus den Gemeinden verschwunden, als ob nie etwas gewesen wäre.
Es sollte fast dreieinhalb Jahrhunderte dauern, bis endlich wieder ein evangelischer Gottesdienst im Mangfalltal abgehalten werden konnte. 1920 fanden in der Wolldeckenfabrik Heufeldmühle die ersten Sonntagsandachten statt. Der damalige Pfarrer Hermann Braun musste dazu extra aus Bad Aibling anreisen. Nach dem Neubau der Bruckmühler Schule zog man in einen dort eingerichteten Bet-Saal um. Das war im Jahr 1929. Etwa zur selben Zeit fanden auch in der Wohnung des Schreiners Georg Peetz die ersten monatlichen Bibelstunden in Feldkirchen statt.
Die älteste "Kirche" im eigentlichen Sinn verdanken die evangelischen Christen im westlichen Mangfalltal jedoch dem Generalkonsul Karl Stollwerck. Er hatte noch vor dem 1. Weltkrieg einen Bauernhof bei Feldkirchen ("Giglberger") gekauft und zu seinem Sommersitz Hohenfried ausgebaut. Für seine bereits 1911 mit 9 Jahren in Köln verstorbene Adoptivtochter Carlita errichtete er zusammen mit seiner Frau in der Nähe der Villa ein Grabmal ("Mausoleum"). Es wurde 1927 eingeweiht. Seither steht es evangelischen Christen für Gottesdienste zur Verfügung. Und es hat alles, was dazu nötig ist: Kanzel und Altar, Taufstein und Orgel. Später wurden auch Karl Stollwerck und seine Frau in der Kapelle beigesetzt. Noch heute kann man die drei kostbaren Sarkophage hinter dem Altar besichtigen.
Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten nach dem Ende des 2. Weltkriegs führten 1945 zahlreiche Menschen nach Bayern, eine riesige Herausforderung. Nicht zuletzt die evangelischen Gemeinden "profitierten" aber auch erheblich davon. Bald schon wurde an vielen Orten der Bau neuer Kirchen erforderlich. Am 10. Oktober 1954 konnte auch in Bruckmühl die Johanneskirche eingeweiht werden, ein großes Ereignis!
Einweihung Johanneskirche am 10. Oktober 1954 - Bitte klicken Sie auf die Fotos zum Vergrößern
1962 wurde Bruckmühl sogar selbständige "Pfarrei". Bis dahin war man ja nur "Filiale" (= "Tochter") der großen "Muttergemeinde" Bad Aibling gewesen. Im gleichen Jahr kamen auch das Pfarr- und Gemeindehaus zur Johanneskirche hinzu. Der erste Pfarrer hieß übrigens Willi Wendler. Er begann seinen Dienst 1958 – damals noch als "exponierter Vikar" – und betreute die Gemeinde sage und schreibe 26 Jahre lang bis zum Ruhestand 1984.
Doch die Zeit blieb nicht stehen. Vor allem junge Familien mit Kindern zogen in großer Zahl zu. Seit den 70er Jahren bemühte die Gemeinde sich um den Bau einer zweiten Kirche in Feldkirchen-Westerham. 1983 wurden die Anstrengungen schließlich mit der Einweihung der Emmauskirche am Ölberg belohnt. Ein Jahr später trat Pfarrer Höschler die Nachfolge von Pfarrer Wendler an. Seit Oktober 2018 ist Andreas Strauß Pfarrer von Bruckmühl.
Die Gemeinde wuchs weiter und überschritt 1991 die Grenze von 4.000 "Seelen". 1995 errichtete der Landeskirchenrat eine 2. Pfarrstelle in Feldkirchen-Westerham. Die erste Pfarrerin (1995-2007) war Susanne Kießling-Prinz, gefolgt von Claus Förster 2008 und Klaus Meyer 2011. Seit 2015 ist Samuel Fischer Pfarrer von Feldkirchen-Westerham.