3. Dezember (1.Advent) - 40jähriges Jubiläum der Emmauskirche

1983 – erinnern Sie sich? Man feierte den 500. Geburtstag von Martin Luther; die Friedensbewegung war in vollem Gange und Ulf Merbold flog als erster Deutscher ins All. Und in Feldkirchen-Westerham wurde nach nur einjähriger Bauzeit die Emmauskirche eingeweiht.
40 Jahre später nun begrüßte Pfarrer Samuel Fischer beim Jubiläumsgottesdienst gemeinsam mit Pfarrer Andreas Strauß die zahlreichen Besucher aus nah und fern: Gemeindeglieder aus Feldkirchen-Westerham und Bruckmühl, die Pastoralreferentinnen und das Leitungsteam des kath. Pfarrverbandes Feldkirchen-Höhenrain-Laus, die evangelischen Geistlichen i.R. Harald Höschler und Friedrich Wiesinger, Dekan i.R. Ingo Reimer (kath.) sowie Vertreter sozialer Einrichtungen vor Ort und die Musiker: Kirchenchor, Chor Gospel ‚n‘ Moor, Oase-Band, den Posaunensound Emmaus sowie Elke Gross (Querflöte), Gesamtleitung Dr. Ines Gnettner (Orgel). Er freute sich auch über das Grußwort von Bürgermeister Johannes Zistl.

Die Predigt von Samuel Fischer bezog sich auf Psalm 24 mit dem Motto: „Komm herein und bedenke Dein Leben vor Gott“ – die Emmauskirche als Offenes Haus für alle, egal welcher Konfession sie angehören, von Anbeginn ein Ort der Zuflucht und der Besinnung und der gelebten Ökumene.

 

Nach dem Empfang im Innenhof bei wärmenden Suppen, Glühwein und Stockbrot für die Kinder wurde im Rahmen von Zeitzeugengesprächen so manche Erinnerung aufgefrischt. Mathias Ludwig vom kath. Leitungsteam bedankte sich für die Einladung mit einem „Modellbaum“ – eine Art Gutschein für einen künftigen Baum.

Die Zeitzeugen-Runde eröffnete Dekan i.R. Reimer mit Gedanken zu den Glocken der Emmauskirche; er erinnerte an die Osternachtfeiern beider benachbarter Kirchen und andere gemeinsame Aktivitäten, die bis heute bestehen. 
Heidi von Breitenstein war zusammen mit ihrem Mann Arved von Anbeginn an maßgeblich in das Gemeindeleben eingebunden; sie erinnerte an den Bau der Orgel durch einen Orgelbaumeister aus Frankenberg/Hessen, an die vielen Spenden für diesen Zweck und das beglückende Erlebnis, wie ganze Schulklassen eingeladen waren, beim sogenannten „Intonieren“ der Orgel, also der Einstimmung der Orgelpfeifen, zugegen zu sein. 

Elfriede Zahradnik, mit ihrem bereits verstorbenen Mann ebenfalls aktive Mitstreiterin der ersten Stunde, erzählte zu Taufstein und Altar: Beides sei aus Holz und von einem Schreinermeister aus Altenburg ohne eine einzige Schraube gefertigt worden. Der Gedanke sei eine Anlehnung an das biblische Wort: "Nimm Dein Bett und wandere", will sagen: Sei beweglich, steh immer wieder auf und verliere nie den Mut!
Das große Holzkreuz über dem Altar war ursprünglich so nicht vorgesehen, es sei ein Provisorium. Die Idee dazu entstand, so Heidi von Breitenstein, bei einem Ausflug der Konfirmanden. Auf seiner Rückseite seien zahlreiche Steinmetz-Zeichen mit Buntstiften aufgemalt, was man auch heute noch sehen könne.
Kontrovers diskutiert wurde seinerzeit im Kirchenvorstand das Thema "Beleuchtung", wie Heidi von Breitenstein ausführte. Es gab heftige Debatten mit dem Architekten Prof. Johannes Ludwig, schließlich wurde abgestimmt, das Ergebnis hat auch heute noch Bestand. Ungewöhnlich ist der große Wandteppich links neben dem Altar: Er ist zweigeteilt und zeigt im größeren unteren Teil die beiden Jünger auf dem Gang nach Emmaus, im oberen Teil das letzte Abendmahl, beide Teile in Patchwork ausgeführt. Grund für die Zweiteilung: Die beauftragte Künstlerin ist noch vor Vollendung der Arbeit verstorben, ihre Schwester hat das Werk schließlich vollendet.

Stühle oder Bänke? Auch das wurde heiß diskutiert, wollte man doch auch hier "beweglich" sein, also die Möglichkeit der Mehrfachnutzung im Auge haben.
Vor dem Krieg – also vor 1939 – gab es in Feldkirchen 10 evangelische Christen, wie Helmut Giese, Urgestein der hiesigen Kirchengemeinde, ausführte, die Gottesdienste wurden im Stollwerck-Mausoleum abgehalten. Mit Kriegsende kamen viele evangelische Flüchtlinge in den Ort, man suchte 10 Jahre nach einem Grundstück für eine Kirche. Schließlich konnte das Grundstück "Am Ölberg" vom Brauereibesitzer Mareis günstig erworben werden (Mareisring).
Elisabeth Eichelberger erzählte, wie es eher zufällig zur Namensfindung "Emmauskirche" kam.

Rein praktische Überlegungen überwogen bei der Gestaltung des Innenhofes, wie Elfriede Zahradnik ausführte: Der Hang musste gesichert werden, ein Quellbach forderte sein Recht, Lärmvorschriften und weitere Baubestimmungen waren zu beachten, so entstand der Säulenumgang. Dann steckte der Bagger im Wasser.
Pfr. Wendler erstand einen 200 Jahre alten Brunnentrog. Jetzt hatte man eine Quelle in einem wunderschönen zum Ort hin offenen Innenhof, der auch heute noch viel und gerne genutzt wird.

Vieles wäre noch zu erzählen gewesen; Christel Obermüller, die Moderatorin, verwies auf die Ausstellung im 1. Stock des Kirchengebäudes, wo Isabel Kriner und Heidi von Breitenstein viel Informatives zusammengetragen hätten.
Pfr. Andreas Strauß nutzte die Gelegenheit, die neu erstellte behindertengerechte Rampe am Kirchengebäude einzuweihen, und lud anschließend zum Kaffee-und-Kuchen-Ratsch ein.
Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete das stimmungsvolle Adventskonzert der Musikschule Feldkirchen-Westerham. 

Mit Gottes Hilfe hoffen die Verantwortlichen nun, die Zukunft mit all ihren Herausforderungen zu meistern und den Menschen weiterhin ein Ort der Zuflucht und geistlichen Heimat zu sein.

Text: GK, Bilder: GK, AN