27. September - Bedenken gegen Einführung des 5G-Mobilfunkstandards

Auf reges Interesse der über 50 Anwesenden am Thema "Digitalisierung und 5G" stieß am Sonntag, 27. September, ein Vortrag des Theologieprofessors und Ruhestandspfarrers Dr. Werner Thiede. Denn in Feldkirchen-Westerham, Bruckmühl und Bad Aibling ist der Mobilfunkstandard der 5. Generation bereits verfügbar – laut Webseite der Telekom. Das Krebsforschungsinstitut der Weltgesundheitsorganisation WHO habe jede Art von Mobilfunkstrahlung als möglicherweise krebserzeugend eingestuft. Der Ausbau werde vorgenommen, ohne die Anwohner einzubeziehen.

Thiede erklärte, dass sich die Strahlungsart bei 5G durchaus von den vorhergehenden Standards unterscheide: Es handele sich beispielsweise um ein deutlich höheres Pulsationsniveau; viele zusätzliche Sendeanlagen mit oft höheren Frequenzen würden die Strahlungsgsintensitäten verändern. Die Pläne von Politik und Konzernen sähen eine flächendeckende "Versorgung" mit dem 5G-Netz vor. Dazu solle auch der Einsatz von Satelliten beitragen. Mit 5G und eines Tages mit 6G drohe zudem endgültig eine weltweite Datenkontrolle und somit der gläserne Mensch. Totalitären Regimen wären verstärkt Tür und Tor geöffnet, was in der Volksrepublik China heute schon zu beobachten sei.

Thiede kritisierte den weit verbreiteten "naiven Fortschrittsglauben", der die sich zuspitzende Entwicklung möglich gemacht habe. "Fortschritt muss gestoppt werden, wenn er sich in die falsche Richtung bewegt", mahnte er. Auch Papst Franziskus fordere eine Ökologische Wende, bei der die Technik den Menschen zu dienen habe und nicht umgekehrt.

Warnungen und Einwände vieler bekannter, hochqualifizierter Wissenschaftler rund um die Welt würden weitestgehend ignoriert. Die EU habe mit dem Vorsorgeprinzip gebrochen. Normalerweise werde alles eingehend geprüft, bevor es in Verkehr gebracht werden darf, aber bei 5G stehe eine Technikfolgenabschätzung noch aus.

Deshalb forderte der ethisch engagierte Publizist, dass die Kirchen im Zusammenhang mit 5G sich den Forderungen von Ärzten und Umweltverbänden nach einem Moratorium vor dem weiteren Ausbau anschließen sollten. Er forderte dazu auf, die Grundrechte wie etwa die körperliche Unversehrtheit, die Unverletzlichkeit der Wohnung und die informationelle Selbstbestimmung zu verteidigen. Ohnehin sei rund die Hälfte der Bevölkerung kritisch gegenüber dem laufenden Mobilfunk-Ausbau eingestellt. Mit 5G werde auch der stark wachsende Energiebedarf von Rechenzentren deutlich ansteigen.

Die abschließende Diskussion zeigte, dass eine große Mehrheit der Wortmeldungen den Bedenken des Referenten folgte.
Eingeladen hatten zu dem Vortrag mit Diskussion die Evangelische Kirchengemeinde Bruckmühl / Feldkirchen-Westerham und das Evangelische Bildungswerk Rosenheim in Zusammenarbeit mit Vertretern der katholischen Laudato-si-Gruppe. Der Büchertisch bot verschiedene Bücher und Broschüren des Referenten zum Thema.

Text: Reinhard Hoffmann

Ausblick: Angeregt von diesem Vortrag und einigen Gesprächen bzw. Diskussionen im Nachhinein planen wir in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungswerk eine Vortragsreihe zu ähnlichen und verwandten Themen mit Referenten unterschiedlicher Herkunft und Positionen. Informieren Sie sich bitte immer wieder auf unserer Website.